Tod eines Politikers

Hamburger Abendblatt krimibibliothek 6

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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783939716860
Sprache: Deutsch
Seiten: 240 S.
Format (H/B/T): 2.1 x 21 x 13 cm
Einband: gebundenes Buch

Leseprobe

Über dieses Buch Von Berufs wegen muss sich Carmen Korn mit Charakteren beschäftigen, die alles andere als einwandfrei oder gar vorbildlich sind. Privat gibt die mit dem Friedrich-Glauser- und Marlowe-Preis ausgezeichnete Kriminalschriftstellerin an, Selbstgerechtigkeit und Missgunst zu verabscheuen. Aus dieser Konstellation könnte ein Dilemma entstehen; in den Büchern von Carmen Korn führt sie indes zur Entwicklung faszinierender Figuren auf der dunklen Seite des Lebens, deren verurteilungswürdige Schwächen immer auch objektiv erklärlich sind. Nichts anderes gilt für die zweifelhaft en Protagonisten in Â"Tod eines PolitikersÂ" (2005), dem zweiten Band der Reihe mit dem in Hamburg ansässigen Stammpersonal der Â"GutenÂ": Vera Lichte, Ende dreißig, gesangsbegabte, wohlhabende Erbin eines Schlagerkomponisten und verwitwete Mutter eines Sohnes im Säuglingsalter, Anni, ihre überfürsorgliche Haushälterin, der befreundete Fotograf Nick und Kommissar Pit Gernhardt. Nach dem Fund einer Leiche im Schilf des Alsterufers offenbart sich dem Quartett ein immer klarer werdender Blick auf den braunen Sumpf, der gemeingefährlich hinter den noblen hanseatischen Fassaden lauert. Mindestens mit einem Bein stecken darin auch vier Hamburger Politiker, vordergründig ehrenwerte Mitglieder der Gesellschaft , tatsächlich aber allesamt auf nazistischen Abwegen unterwegs. Gleichzeitig ist ein mit Nick befreundeter Journalist verschollen, der offensichtlich kurz davor war, diesen Skandal aufzudecken. Immer stärker verdichten sich die Anzeichen dafür, dass die Fälle des Toten und des Vermissten denselben Hintergrund haben. Das Motiv krimineller Umtriebe in der (Hamburger) Politik ist weder ein neues noch ein fiktionales. Carmen Korn spielt virtuos damit, entwickelt den von der Hansestadt bis nach Husum und Holland reichenden Plot so detailliert, ruhig und klug, dass sich der Spannungsbogen bis kurz vor dem Bersten biegt. Sie setzt dabei auf atmosphärische Dichte statt blindwütige Action, knüpft geschickt einen zweiten Handlungsstrang und lüft et behutsam ein lange zurückliegendes, bitteres Familiengeheimnis. Carmen Korns schriftstellerische Tugenden, die Klarheit ihrer Sprache und die saubere Struktur der Geschichten stehen fest auf einem journalistischen Fundament. Die Absolventin der Henri-Nannen-Schule arbeitete sieben Jahre als Redakteurin beim Â"SternÂ", später als freie Autorin u. a. für Â"Die ZeitÂ" und Â"BrigitteÂ". Diese Erfahrungen, gepaart mit der Schwäche für die Milieustudien des Georges Simenon, sind ein Qualitätsgarant. Den Blick auf ihre langjährige Wahlheimat Hamburg - geboren wurde Carmen Korn 1952 in Düsseldorf, ihre Jugend verbrachte sie in Köln - hat sie über die Zeit immer weiter geschärft; ihr Aussichtspunkt ist die Wohnung auf der Uhlenhorst. Von dort aus hat es Hamburg geschafft, Köln und Freiburg als Lieblingsstädte der Autorin hinter sich zu lassen. Sogar wenn es mal nicht um Leichen, miese Prototypen von Politikern und lästerliche Umtriebe geht.

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